NAVI: An der Festung 3, 19303 Dömitz. Kostenlose Parkplätze direkt vor der Festung.
Besuch: August 2005 und September 2011
Die Festung Dömitz ist die größte erhaltene Ziegelfestung in Nord- Deutschland. Errichtet wurde die Festung von 1559 bis 1565 nach italienischer Manier. Als Pentagon angelegt, konnten sich alle Bastionen zur Deckung gegenseitig bestreichen. Die im Vorfeld befindlichen Schanzen sind heute kaum noch zu erkennen. Über ein Ausfalltor gelangte man auf Nordwestseite über eine Brücke auf die Schanzen.
Das erste Tor hinter der Zugbrücke bildete mit der krenelierten Mauer einen Zwinger, der den Zugang sturmfrei machen sollte. Der Zwinger ist mit seinem Mauerwerk nicht fest gegen den Beschuss durch Artillerie. Das war auch nicht seine Aufgabe, er sollte nur einen Überraschungsangriff durch Infanterie vermeiden. Die abknickende Poterne verhinderte den Durchschuss mit Kanonen ins Innere der Festung.
Geschützscharten im Haupteingang zum Beschuss der Poterne. Wahrscheinlich mit Kartätschen, falls es Angreifer durch das Haupttor geschafft hatten.
Durch den Wasserstand der Elbe war die Festung Dömitz vor Unterminierung sicher.
Die Bastion Drache wird durch ein Ziegelbauwerk mit krenelierter Mauer und zwei kleinen Türmen gegen die Kernfestung abgesichert.
Dieses Bauwerk wirkt nur gegen Infanterie. Jede in Stellung gebrachte Kanone mit guter Bedienmannschaft würde ihr Rohr vor Lachen verbiegen.
Befindet sich hinter den Mauern aber gut ausgebildete Infanterie und eröffnet aus ihren Musketen ein Trommelfeuer ... .
Im Innern der Festung stehen unbefestigte Gebäude dicht an dicht. Im Falle einer Kannonade sind hier übergreifende Brände anzunehmen.
Bei unserem Besuch 2011 war zwar die Brücke wieder hergestellt, dafür war der Festungsgraben zugewuchert und liess sich mehr oder weniger nur erahnen.
Die Belüftung der Kasematten war lebenswichtig. Rauch und vor allem giftige Pulvergase konnten sehr schnell zum Ausfall einer ganzen Kasematte führen.
Das Ziegelwerk der Bastionen macht einen intakten Eindruck. Im Gegensatz zur Zitadelle Spandau gibt es auch keinen Wildbewuchs aus Bäumen und Sträuchern, die das Mauerwerk auseinander treiben.
Über die Geschütztraversen wurden die Kanonen in die Kasematten verbracht.
Kasematte für zwei Geschütze. Je nach Größe der Kanonen waren 12 bis 16 Mann zur Bedienung eines Geschützes notwendig. Die Geschütze waren Vorderlader und mussten nach dem Schuss zurück laufen, um neu geladen zu werden.
Für den Beschuss der gegenüberliegenden Bastion waren Vollkugeln nicht geeignet - man wollte auch nicht das eigene Mauerwerk zertören. Bis zur Einführung der Kartätschen wurden Nägel und Schrott geladen. Damit blieb das Mauerwerk erhalten und nur die angreifende Infanterie bekämpft.
Blick durch eine flankierende Geschützscharte.
Nach der Italienischen Manier deckten sich die Bastionen gegenseitig. Damit sollten tote Winkel für die Artillerie vermieden werden. Allerdings hatte der französiche Festungsbaumeister Vauban bereits eine Gegenmaßnahme im Falle der Belagerung einer solchen Festung.
Man arbeitete sich durch Sappen an eine Bastion heran, brachte Belagerungsartillerie in Stellung und beschoss eine Bastion bis zu deren Zerstörung. Die Gegenbastion war im spitzen Winkel ohne Feuerschutz und konnte durch Mörserbeschuss aus Nahdistanz zerstört werden.
Wassergraben, Posten und die Höhe der Ziegelmauern machten die Festung Dömitz im Prinzip sturmfrei. Man beachte die runde Mauerkante an der Kurtine.
Extremkletterer, TV-Stars - alles schon mal dagewesen. Im Wehrbau sind diese Deppen als Bedrohung fest definiert.
Der Wulst an der Kurtine verhindert das Umfassen und Erklettern der Mauer und ist an allen Festungsanlagen ab ca. 1600 zu sehen. Architektonisch ist dieses Element noch heute üblich.
Dieses Gebäude beherbergt das Museum der Festung und der Stadt Dömitz.
Die Ausstellung ist sehenwert! Hier folgen zumindest noch einige Fotos.
Eine komplett eingerichtete Apotheke.
Ein Besuch der Festung Dömitz lohnt sich auf jeden Fall. Wer genügend Zeit mitbringt, sollte einen Umlauf um die Festung machen. Die erheblichen Ausmaße der Anlage werden dabei deutlich.
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