NAVI: Dahlenberger Str. 1, 04849 Laußig. Zufahrt über eine Baustraße, d.h. Buckelpiste. Parkplätze vor dem Eingang.
Besuch: April 2011
Bunker Kossa (Söllichau) ist eine sehenswerte Bunkeranlage in der Dübener Heide (Sachsen-Anhalt). Die gut getarnte Anlage besteht aus Fertigteilbunkern russischer Bauart und wurde als Bauvorhaben 16/13/302 in den Jahren 1976 - 79 errichtet. Das Objekt besteht aus fünf Hauptbunkern, einigen Kleinbunkern und zahlreichen gedeckten Unterständen.
Drei Bunker können frei erkundet werden; zwei Bunker werden nur zu den Führungen geöffnet. Die gesamte Anlage ist sehenwert. In Segmentbauweise errichtet, waren Fertigteilbunker fester Bestandteil der sowjetischen Fortifikation. Die Bunker waren einfach und schnell zu bauen, allerdings mit einem nur geringen Schutzgrad.
Die als Schuppen getarnten Eingänge der Bunker sind sehr unscheinbar. Maximale Tarnung! Was man nicht sieht, kann man nicht angreifen. Die Eingangsbauwerke besitzen keine Eingangsverteidigung durch Scharten oder Ähnliches. Beim Schutzgrad wird immer von Kernwaffenschlägen ausgegangen. Im Umkehrschluss ist davon auszugehen, dass eine perfekte Tarnung den Einsatz von Kommandounternehmen gegen die Anlage unwahrscheinlich machte.
Die Tamboure dienen nicht der Eingangsverteidigung, sondern der ABC-Entgiftung von Personal, das von aussen in den Bunker möchte. Hinter dem Schleusenbereich ist eine Dusche angeordnet. Jeder Bunker verfügt über einen Notausgang.
Die bedrückende Enge in den Bunkern wird durch die Fotos nur unzureichend wiedergegeben. Die Temperaturen im Bunker betrugen am 30.04.11 nur 8-9 °C!
Die Bunkeranlage war ein Wartungsbunker, d.h. er hatte keine ständige Aufgabe/Besatzung und wurde durch eine Wartungseinheit betriebsbereit gehalten. Die Anlage wurde nur zu Übungen, bzw. im Ernstfall besetzt. Die einzelnen Räume in einem Bunkersegment sind nicht voneinander isoliert. Schall- und Lichtdurchlässigkeit sind überall gegeben.
Im Ernstfall wäre der Bunker mit Überdruck gefahren worden, um das Eintreten giftiger Stoffe von der Oberfläche zu verhindern. Rechentechnik in der NVA. Diverse Großrechner und einige unbekannte Geräte. In normaler Industrieausführung, ungeschützt aufgestellt. Ohne Schwingungsdämpfer würden die Rechner bei einem Treffer einen Bewegungsschock erleiden. Ausfallsicherheit ging anders - auch schon in der DDR.
Bei allen wesentlichen Bunkeranlagen der Neuzeit musste ein Zugang für die schwere Technik angelegt werden. Im Normalfall sollten darüber die großen Aggregate ausgetauscht werden. Mit Hebezeugen wurden die Aggregate in und aus den Bunker gebracht. Jeder Montageschacht war aber auch ein Schwachpunkt des Bunkers, der besonders abgesichert werden musste.
Die Netzersatzanlage (NEA) im Technikbunker. Ein Vielstoffmotor, der einen Generator antreibt und die Stromversorgung sichert. In der Anlage Kossa waren zwei Motoren vorhanden.
Die Kfz-Bunker werden nur zu den Führungen geöffnet, da sich in den Bunkern hochwertige Technik befindet.
In der Anlage sind zahlreiche feldmäßige Unterstände für Kfz vorhanden. Im Ernstfall sollten hier wahrscheinlich Funk-FunkMeß-Lkw abgestellt werden.
Eigene Anmerkungen
Die Selbstdarstellung des Vereins auf der Webseite und einige "offizielle" Berichte entsprechen nicht dem, was man in der Anlage "Kossa" vorfindet. Die WIKIPEDIA sagt Ähnliches. Bei den Führungen wird die Bedeutung der Anlage "überbetont".
Selbst einem nur interessierten Laien dürfte auffallen, dass in dieser kleinen Bunkeranlage keine Armeeführung hätte arbeiten können. Das dazu notwendige Personal hätten die Bunker garnicht aufnehmen, geschweige denn versorgen können.
Ausserdem fehlen der Anlage einige militärtechnische Voraussetzungen. So gibt es keine abgesetzte Sendestelle, die jeder bessere Bunker der NVA hatte. Wesentliche, angeblich vorhandene Nachrichtenverbindungen zu Führungsstellen in der DDR und dem "Warschauer Pakt" lassen sich nicht nachvollziehen.
Sensationshascherei, um Besucher an zu locken, halte ich bei solchen Anlagen für gefährlich!
Bunker Kossa Söllichau NVA Führungsstelle Militärbezirk DDR NEA Fertigteilbunker Montageschacht Netzersatzanlage Lazarett Computerraum Nachrichtenzentrale FB75 Museum Dieselmotor RDU