Vor der 1. Etage des Bunkers befindet sich in L-Form ein Gang, der auf der einen Seite zum Materialeingang und auf der anderen Seite zum Gefechtseingang führt. Über die Nutzbarkeit der Zugänge bestimmte das Betriebsregime des Bunkers. Geschützt wird der Gang durch die darüber liegende Zerschellerschicht, die über den Bunker hinauskragt.
Über den Material- oder Transporteingang konnten schwere und sperrige Güter in den Bunker hinein oder heraus gebracht werden. Linker Hand befindet sich ein Lagerraum für Material. An der Wand eine der Rampen, um den Höhenunterschied zur Drucktür zu überwinden.
Die ca. 3 Tonnen schwere Drucktür zum Materialeingang. Das Licht war leider so schlecht, dass selbst zwei kleine Taschenlampen die Tür nicht ausgeleuchtet haben.
Als Aussentür des Bunkers sind Tür und Zarge mit Aluminiumschienen versehen. Bei einem Atomschlag erreicht die Druckwelle Temperaturen über 1.000 °C. Dabei würde Stahl miteinander verschmelzen. Durch die geringere Festigkeit des Aluminiums könnte man die Tür aber noch mit Gewalt von Innen öffnen.
Grösse und Gewicht der Materialien wurden durch die lichte Weite der Tür und dem Handling ohne nennenswerte Hilfsmittel begrenzt. Durch eine einfache Schleuse gelangte man in das Innere des Bunkers, nachdem man sich ausgewiesen hatte.
Bunker Harnekop war ein Wartungsbunker, d.h. er war nicht ständig besetzt, sondern wurde nur betriebsbereit gehalten.
Alarmzeit zur Herstellung der Gefechtsbereitschaft war X+45 min, was bei Übungen auch erreicht wurde.
Der Bunker wurde immer mit Überdruck gefahren, um das Eindringen von Gasen und Schadstoffen zu verhindern. Jedes Öffnen einer Aussentür hatte einen Schleusenvorgang zur Folge.
Auch wenn heutzutage die Temperaturen im Bunker nur um die 10°C betragen - im Betrieb musste der Bunker gekühlt werden! Die technischen Aggregate erzeugten viel Abwärme, die abgeleitet werden mussten. Baulich waren dazu erhebliche Maßnahmen notwendig, u.a. eine Betonhaube über dem Abluftausgang.
Nach einem Zeitzeugen war die Instandhaltung des Bunkers ziemlich anspruchsvoll! Das Wechseln von Filteranlagen bei laufendem Betrieb war eine solche Aufgabe für die Wartungseinheit.
Einzelne Bereiche des Gangsystems konnten durch schwächere Drucktüren gegeneinander abgeschottet werden.
Sanitärbereich in der ersten Etage mit Waschbecken, Duschen und Toiletten.
Der Lageraum im Bunker. Ein Gang führt direkt darauf zu. Links und Rechts befanden sich Arbeitsräume, in denen man den Besprechungen im Lageraum zuarbeitete. Teilweise mit Technik ausgerüstet, von denen niemand 1976 in der DDR ahnte, dass es sowas überhaupt gibt.
Ebenfalls in der 1. Etage befindet sich ein relativ gross angelegter MED-Punkt, der entsprechend dem Stand der damaligen Technik ausgerüstet ist. Mit Kranken- und Behandlungszimmer und einem Raum, in dem man Notoperationen vornehmen konnte.
Die Treppenhäuser im Bunker Harnekop reichen von der 1. bis in die 3. Etage (Untergeschosse).
Der Gefechtseingang für Personal befindet sich um 90° versetzt und weitab vom Materialeingang. Im Gefechtsfall mussten alle Personen auf Kontaminierung durch ABC-Waffen überprüft werden und den Schleusungsvorgang durchlaufen. Das folgende Bild zeigt den Ausgang des Schleusenbereichs.
Im Normalbetrieb wurde der Schleusentrakt nicht durchlaufen, sondern nur eine einfache Schleusung durchgeführt. Allerdings war auch hier für jede Person eine Authentifizerung notwendig. Vor der Aussentür befand sich ein "Schleusensammelraum", um grosse Gruppen von Personen bei einer Öffnung der Tür zu schleusen. In der Schleusenanlage waren überall Beschriftungen angebracht, was wo zu machen war.
Bei Gefechtsbetrieb wurde jede Person auf eine mögliche Kontaminierung durch ABC-Waffen überprüft. Jeder Bedienstete hatte ein Dosimeter am Körper. Bei Verdacht auf Kontaminierung mussten diese Personen dann die "Entgiftung" durchlaufen. Ein Prozedere, das nichts für schwache Nerven ist. Selbst heute noch, bei Besichtigung der Anlage, ist der ABC-Durchlauf mehr als heftig.
Die Schleusung in den Bunker wurde regelmäßig geübt. Nach Aussage liefen diese Übungen aber entspannt ab.
Ob es im Schleusentrakt des Bunkers Harnekop auch ein "Zimmer ohne Ausgang" gibt, ist mir nicht bekannt. Im Bunker Tessin gibt es ihn - die Ansicht war bedrückend. Die Lichtverhältnisse im Schleusentrakt waren so schlecht, dass ich nur von aussen und mit Hilfe von Taschenlampem fotografiert habe.
Im Gefechtsfall war der Schleusenkommandant absolut weisungsberechtigt und konnte den Zugang zum Bunker verwehren.
Im Normalbetrieb war der Bunkerkommandant die einzige Person mit Waffe. Das gesamte Bunkerpersonal war unbewaffnet. Besucher mussten ihre Waffen an der Schleuse abgeben.
Für den Gefechtsfall gab es im Bunker Harnekop eine Waffenkammer. In anderen Bunkeranlagen war diese nicht vorhanden, da man beim Personal den "Bunkerkoller" fürchtete.
Ein Besuch des Bunkers Harnekop ist sehr empfehlenswert. Das Schutzbauwerk befindet sich in einem bemerkenswert gutem Zustand. Die Dieselmotoren der NEA fehlen, was aber zu verschmerzen ist. Dafür keine Vandalismusschäden oder "harte" Demontage nach russischer Art von wesentlichen Teilen der Ausrüstung.
Ein Denkmal des Irrsinns im "Kalten Krieg". Ein Bauwerk, für das nicht nur sinnlos Millionen von DDR-Mark verbraten wurden, sondern auch zig Tonnen an Material und Technik, die anderswo besser eingesetzt gewesen wären.
Trotzdem ein Denkmal der damaligen Technik von militärischen Schutzbauwerken.
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